Morakniv Eldris

Hinweis: Ich habe das Eldris direkt von Mora bekommen. Allerdings habe ich es nicht bekommen, um ein Review darüber zu schreiben, sondern als Dankeschön für einen Gefallen. Ich habe für das Messer nichts bezahlt, werde mir aber ein oder zwei kaufen, sobald diese zu kaufen sind.
Alle Aussagen, die ich im Folgenden treffen werde, beziehen sich ausschließlich auf den Prototypen des Eldris, welchen ich hier vorliegen habe, nicht auf das fertige Produkt.

Das Eldris ist Moraknivs Antwort auf die große Nachfrage nach Taschenmessern. Kunden wollten ein kleines, handliches Klappmesser von uns, sagte mir ein Mitarbeiter von Mora. Da sie sich aber überhaupt nicht mit Klappmessern auskennen, haben sie ein kleines feststehendes Messer entwickelt.

 

Mit knapp unter 6cm Klingenlänge ist es ein kleines Werkzeug, welches einfach nicht wie ein "richtiges" Messer aussieht, sondern eher wie ein Spielzeug.

In Wirklichkeit ist es aber kein Spielzeug, sondern ein gutes Arbeitsgerät. Gerade für feinere Arbeiten wie das Schnitzen oder die Zubereitung von Essen, bzw. einfach allem, für das man keine lange Klinge braucht, ist es wie geschaffen. Nur große Laibe Brot wird man damit nicht schneiden können. :)

 

Alles in allem konnte ich damit fast alles machen, was ich mit meinem großen Messer auch machen wollte. Mit einer Ausnahme: Holz spalten, geht allein auf Grund der geringen Klingenlänge nicht. Aber dafür ist es nun auch wirklich nicht gemacht.

 


 

Ein Messer ist ein Werkzeug! 
Das Eldris ist ein gutes Werkzeug! 

Meine Erfahrung mit Messern

Seit ich vor mehr als 20 Jahren kleiner Pfadfinder geworden bin, trage ich quasi täglich ein Messer mit mir. Natürlich trage ich in der Stadt kein 12cm Messer mit mir, sondern etwas kleines. Der §42a WaffG. sorgt dafür, dass die Auswahl an Klappmessern, die ich mitführen darf, sich dramatisch verkleinert hat. Leider gibt es noch nicht so viele Klappmesser, die speziell für den deutschen Markt produziert werden. So sind fast alle Klappmesser mit Verriegelung auch mit einer Hand zu öffnen und fallen daher unter das Führungsverbot nach §42a. Und auf Diskussionen, ob ich jetzt einen berechtigten Grund zum Führen habe oder nicht, möchte ich mich nicht einlassen.


Ein Messer ohne Verriegelung fällt für mich flach, da mir das einfach zu unsicher ist. Daher trage ich gerne ein kleines, feststehendes Messer mit mir.

Ich habe bisher mehrere kleine Messer ausprobiert und bin mit allen nicht super glücklich gewesen. Irgendwas zum Meckern findet man irgendwie immer. Ich habe unteranderem ein Fallkniven WM1, ein Spyderco Street Beat, ein Böker Bud Nealy und ein ESEE Izula II mit mir geführt.

Die waren alle nicht schlecht, hatten aber alle eines gemeinsam: Der Griff war ziemlich schmal bzw. dünn, was dafür gesorgt hat, dass ich mit ihnen nicht über längere Zeit arbeiten konnte, ohne Probleme mit den Händen zu bekommen. Sie sind halt dafür gebaut möglichst nicht aufzufallen. Gleichzeitig haben sie aber fast alle wie eine Waffe statt wie ein Werkzeug ausgesehen. Das Morakniv Eldis ist da ganz anders: Der Griff ist dicker und das Messer sieht einfach aus, als wäre es Werkzeug und nicht Waffe.


Draußen im Wald trage ich gerne ein größeres Messer. Dazu gehörten in der Vergangenheit: Fallkniven F1/S1, Benchmade Bushcrafter, Muela Kodiak, Martini Lappland, Mora Bushcraft Black, Mora 2000, Mora Classic, Mora Companion, BRKT Bravo 1, Enzo Trapper, und einige mehr. Auch Handgemachte Messer von Steffen Meyer, Dulo Knives und Tony Harding waren dabei. In der Regel habe ich dann ein großes (~11-12cm Klingenlänge) und ein kleines Messer (~5-8cm Klingenlänge) dabei. Eins fürs Grobe und eins fürs Feine.


Erster Eindruck

Die Klinge des Eldris ist sehr kurz! Dafür lässt sich aber gut mit Klinge und auch Spitze arbeiten. Durch die kurze Klinge und den großen Griff lässt sich sehr viel Kontrolle auf das Schnittgut ausüben. Toll!


Ich habe das Eldris für 3 Wochen in der vorderen Hosentasche als EDC getragen. Dafür ist es schon ziemlich fett, aber es hat direkt neben meiner Brieftasche gut Platz gefunden. Ich arbeite in der IT. Da wird ein Messer eher selten benötigt und man erntet schon mal den ein oder anderen schiefen Blick, wenn man zum Öffnen eines Päckchens, zum Schmieren eines Brotes lieber sein scharfes Werkzeug rausholt, statt mit irgendeiner stumpfen Schere oder ähnlichem vorlieb zu nehmen. Nicht so mit dem Eldris. Meine Kollegen haben nicht befremdlich geguckt, sondern fanden es einfach nur süß.

 

Draußen hatte ich es als Neck Knife um den Hals. Durch das recht geringe Gewicht störte es nicht großartig, ließ sich aber schön schnell ziehen und wieder sicher verstauen. Die "Verriegelung" der Scheide funktioniert wunderbar und die mitgelieferte, zusätzliche Sicherung braucht es eigentlich überhaupt nicht - diese hat mich eher gestört, weshalb sie ganz schnell zu Hause geblieben ist.

Es wird sich zeigen müssen, wie gut das über die Jahre halten wird, aber bisher gab es keine Probleme.

Zubehör

Ich habe von Mora das Messer, eine Plastikscheide, einen Feuerstahl, Paracord und eine zusätzliche Verschlusslasche bekommen. Ich weiß nicht, was genau im endgültigen Lieferumfang sein wird, aber wenn ihr das komplette Set für 43 € kaufen wollt, wird das grob dabei sein. Es gibt noch eine Gürtelschlaufe für die Scheide, ob diese dabei sein wird, oder für die Multi-Mount-Scheiden der größeren Messer gedacht ist, weiss  ich nicht.

  • Die Scheide ist toll! Für Links- und Rechtshänder zu benutzen. Um den Hals getragen fällt das Messer nicht heraus sondern sitzt satt drin. Die Scheide ist nicht schön, dafür aber Funktional.
  • Der Feuerstahl ist mein einziger Kritikpunkt. Dieser ist weicher als die üblichen Stähle von "LightMyFire" und eher vergleichbar mit den Mischmetallstäben, welche in den USA verkauft werden. Diese brauchen allerdings eine größere Anreissfläche, in diesem Fall quasi den ganzen, vorhandenen Stahl.
    Das sorgt dafür, dass man den Feurstahl am Band anfassen muss, was Übung erfordert und echt nicht toll ist.
    Hoffentlich liefert Mora das Eldris mit einem härteren Feuerstahl aus, immerhin habe ich hier nur einen Prototypen.
  • Mitgeliefert wird auch noch eine zusätzliche Sicherung mit der man das Messer in der Scheide fixieren kann. Ich halte das für überflüssig und es ist nur im Weg, wenn ich das Eldris zurückstecken möchte. Das Messer hält auch kopfüber wunderbar und sicher.

 

Preis

Laut Morakniv wird das Eldris ab Ende August 2016 für 27€ bzw 43€ verfügbar sein.
Für 43€ erhält man das Messer, die Scheide, eine Gürtelschlaufe, die Sicherung, Paracord und den Firesteel.
Für 27€ erhält man nur das Messer und  die Scheide. Ob die Gürtelschlaufe dabei sein wird, weiss ich nicht.


43€ für so ein kleines Messer ist eine Menge Geld und wer länger dabei ist, wird Feuerstahl und Paracord eh schon zu Hause haben. D.h. ihr könntet euch das teure Set sparen. In der ganzen Zeit in der ich das Eldris jetzt habe, habe ich den beigefügten Feuerstahl, ausser beim initialen Testen, nicht einmal benutzt.

Ist mir persönlich das Messer 27€ wert? Auf jeden Fall! Sind Paracord, Feuerstahl und die Schlaufen die zusätzlichen 16€ wert? Das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Fazit & Kritik

Ich habe das Eldris jetzt seit 6 Monaten regelmäßig im Einsatz. Sowohl draußen als auch zu Hause zum Schnitzen, Brotschmieren usw. Daher kann ich inzwischen tatsächlich ein wenig was dazu sagen:


Ich liebe dieses Messer! Die Größe, Form, Textur und die Griffigkeit des gummierten Griffes sind einsame Spitze. Auch nach mehreren Stunden Löffelschnitzen habe ich keine wunden Stellen an den Händen, und das Messer fühlt sich einfach nur gut an. 

Die Scheide ist, typisch Mora, einfach aber äusserst funktional. Das Messer hält auch Kopfüber bombenfest und trotz regelmäßiger Benutzung ist bei mir noch nichts ausgeleiert.


Weiter oben habe ich das Messer über den Klee gelobt, nun wird es Zeit für Kritik:

  • Leider ist das Eldris, genauso wie die meisten Moras, ein Plastikbomber. Nicht hübsch aber absolut leicht und funktional. Ich mag Plastik/Gummi nicht so gerne, muss aber eingestehen, dass es einfach gut funktioniert.
  • Die Klinge ist sehr fein und ich hatte beim Schnitzen von hartem Tropenholz eine umgelegte Schneide. Das war leider vorhersehbar. Immerhin legt sich die Schneide um und bricht nicht aus. Trotzdem ist sie nicht sehr stabil, was für die meisten Arbeiten, für die das Eldris eingesetzt werden sollte, irrelevant ist. Mein Enzo Necker aus dem gleichen Stahl hat ähnliche Probleme gehabt, und auch andere Messer haben sich an dem Holz regelrecht die Zähne ausgebrochen, wenn sie so fein ausgeschliffen waren.
  • Zum Feuerstahl habe ich ja schon entsprechende Kritik geäussert. Ich hoffe, dass das nicht so in Produktion geht.
  • Mit 27 bzw 43€ ist das Messer im Vergleich zu einem Companion HD recht teuer und kann fürs Bushcraften weniger.

Die Zielgruppe ist aber eindeutig nicht der Bushcrafter oder Survivalbegeisterte, sondern der Wanderer, Camper, Trekker und Weltenbummler. Diese brauchen in der Regel ein Messer, welches Dinge schneiden kann, Brot schmieren und schnitzen kann. Diese brauchen keine lange Klinge, sondern evtl. sogar etwas, das in der Stadt, im Hostel, im Zug oder im Bus keine Panik auslöst. Meiner Meinung nach erfüllt das Eldris diese Anforderungen perfekt. Zusätzlich ist es auch draußen ein praktisches Zweitmesser.

 

Ich habe das Eldris von Mora bekommen und nichts dafür bezahlt. Würde ich es mir kaufen? Auf jeden Fall! Eins von jeder Farbe! :)

 

Spezifikationen

Stahl: 12C27 Sandvik Schwedenstahl

Klingenlänge: 2.2" / 56 mm 
Gesamtlänge: 5.6"  / 143 mm 
Klingenstärke: 0.08" / 2 mm 
Gewicht: 2.8 oz. / 80 g


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